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Die 5 größten Motorradreise-Fehler

Und wie du sie von vornherein vermeiden kannst!
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Die perfekte Motorradreise gibt es leider nicht, denn schnell läuft mal etwas schief: Unfälle, Pannen, Erkrankungen, fehlerhafte Ausrüstung oder einfach nur Pech mit dem Wetter. Aber man kann von vornherein ein paar Dinge anders machen, um grundlegende Fehler auszuschließen. Auf dieser Seite zeige ich dir die in meinen Augen fünf größten Fehlerquellen beim Motorradreisen auf - und nenne dir natürlich auch meine Lösungsansätze!

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Wie immer findest du die Fehler und ihre Lösungen auch im verlinkten Video mit einer ausführlicheren Erläuterung!

Fehlerquelle 1 - Die falsche Reiseplanung

Den ersten Fehler begeht man oft schon, bevor man überhaupt losgefahren ist. Nämlich dann, wenn man sich zuhause an den Schreibtisch setzt und damit beginnt, die eigentliche Reise zu planen. Wir haben in Deutschland beispielsweise ein mehr oder weniger gut ausgebautes Netz an Autobahnen und Bundesstraßen, mit denen man pro Stunde theoretisch deutlich mehr als einhundert Kilometer zurücklegen könnte. In anderen Ländern kommt allerdings nicht ansatzweise so schnell von A nach B, wie man es aus Deutschland gewohnt ist.

Als Beispiel nehme ich hier gerne Norwegen, denn das, was wir in Deutschland an Autobahn haben, kennt man in Norwegen in dieser Form nur im Süden des Landes. Dort ist die wichtigste Fernstraße des Landes, die E6, größtenteils autobahnähnlich und mehrspurig ausgebaut, sodass man hier im Schnitt mit bequemen 100 km/h vorwärts kommt. Je weiter du dich von den Ballungszentren entfernst, desto schneller wirst du merken, dass die E6 die meiste Zeit mehr einer gewöhnlichen Landstraße entspricht, dort ist nicht mehr an eine Geschwindigkeit von 100 km/h zu denken, vielmehr wird die Geschwindigkeit auf 70 und 50 reduziert. 200 Kilometer Strecke ziehen sich hier schnell über einen Zeitraum von vier bis fünf Stunden.

Außerdem solltest du vor Beginn deiner Reise einen Fokus festgelegt haben: Möchtest du eher Strecke machen, oder möchtest du primär Orte und Sehenswürdigkeiten besuchen? Ich gehe bei meiner Planung grundsätzlich nicht davon aus, dass ich eine Strecke X am Tag schaffen muss, sondern ich gehe von vier bis fünf Stunden reiner Fahrzeit aus. Natürlich nicht am Stück, sondern aufgeteilt in Blöcke, die immer wieder von Pausen und Besuchen von Sehenswürdigkeiten unterbrochen werden. Wenn ich davon ausgehe, dass ich morgens gegen 8 Uhr auf den Bock steige und den Reisetag beginne, gegen 18 Uhr spätestens aber Feierabend machen möchte, habe ich einen Tag von 10 Stunden zur Verfügung. Die Hälfte davon ist dann jeweils auf reines Fahren und die andere Hälfte auf Pausen sowie den Besuch von Orten am Wegesrand aufgeteilt. Eine für mich angenehme Mischung.

Fehlerquelle 2 - Fehlende Kondition und Selbstüberschätzung

Eine meiner größten Stärken beim Motorradreisen ist es, dass ich über eine große Kondition verfüge. Ich kann sprichwörtlich weiterfahren, bis mich der Hunger oder ein leerer Tank irgendwann vom Motorrad zwingen, und das den ganzen Tag und über viele Tage am Stück. In zwei Tagen von Aachen bis Östersund fahren? Kein Problem. In einem Rutsch vom Nordkap bis runter nach Jokkmokk? Kein Ding! Ich weiß allerdings auch, dass diese Kondition nicht selbstverständlich ist und man sie niemals bei anderen voraussetzen sollte.

Und gerade am Anfang deiner Fernreise-Karriere solltest du dich keinesfalls überschätzen. Eine Fernreise ist nicht mit einer Wochenendtour zu vergleichen. Die ersten Tage ziehen so vor sich hin, und du wirst kaum merken, wie anstrengend das eigentlich gerade ist. Nach spätestens einer Woche wird dich aber wahrscheinlich der Holzhammer treffen: Der Rücken tut weh, die Handgelenke sind steif, der Nacken ächzt und wie sich dein Arsch anfühlt, kannst du dir sicher selbst denken. Das ist kein Zeichen von Schwäche, das ist ganz normal!​

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Lass dich bitte nicht täuschen, es würde nur dir so gehen. Keine Sorge, auch den berühmtesten Fernreisenden tut am Ende des Tages gehörig der Arsch weh! Plane deine Reise deswegen so, dass du unterwegs genug Ruhe findest und dich auch mal erholen kannst!

Fehlerquelle 3 - Mangelnde Beherrschung der schweren Maschine

Wenn mich an der Motorradszene eine Sache besonders stört, dann ist es die, dass sich so gut wie jeder für den besten Fahrer der Welt hält und alle anderen generell keine Ahnung haben. Nie passiert einem selbst etwas Blödes und nie macht man selbst einen Fehler. Gleichzeitig macht man sich gerne über die dummen Fehler der anderen lustig, die einem selbst nie passiert wären.

Wundere dich daher bitte nicht, dass da draußen kaum jemand zugeben wird, dass ihm die Maschine schonmal umgekippt ist, denn dann müsste man sich ja einen Fehler eingestehen. Bleiben wir aber bitte realistisch: Genau das wird jedem in seiner Laufbahn mindestens einmal passieren. Punkt. Und wenn es noch nicht passiert ist, dann wird es noch passieren. Das ist keine Schande, Fehler passieren. Und wenn man mit voll beladenen Koffern an den Seiten und einer Packtasche hinten drauf das erste Mal auf Tour geht, dann passiert das noch viel schneller.

Daher rate ich jedem, der mit dem Motorradreisen beginnen möchte, eine “Probe-Reise” vor der eigentlichen Fernreise zu unternehmen und ein Gefühl für eine schwer beladene Maschine zu bekommen. Und vor allem um zu lernen, wie man das Motorrad auch voll beladen ausbalanciert. Wirklich gut investiertes Geld ist hier ein Offroadtraining. Denn dort lernt man das richtige Handling seiner Maschine auf allen Untergründen, bekommt ein Gefühl für das Kurvenverhalten und verbessert die Balance.

Fehlerquelle 4 - Das falsche Gepäck

Jeder von uns nimmt Gegenstände mit auf Tour, die im Grunde vollkommen sinnfrei sind. Man denkt zwar, man würde sie unterwegs unbedingt brauchen, am Ende packt man sie nach der Tour zuhause aber ungenutzt wieder aus. Jeder der folgenden Ausrüstungsgegenstände hat zwar irgendwo seine Daseinsberechtigung, aber wie so oft im Leben, macht hier die Dosis das Gift.

 

Zu viel Kleidung

Früher ging ich vor meinen Reisen immer davon aus, ich müsste für eine zweiwöchige Reise eine ähnliche Anzahl an Schlüppern mit auf den Weg nehmen. Mit Socken, T-Shirts und Co. kommt da zwar nicht unbedingt viel Gewicht zusammen, es geht aber eine Menge Volumen im Koffer flöten. Heute schaffe ich es mit exakt zwei Sätzen Wäsche, auf einer Reise zu bestehen und trotzdem nicht zu stinken: Ein Satz Kleidung, den ich während der Fahrt trage, und ein Satz Kleidung, den ich abgesessen in der Freizeit trage. Für die Fahrt empfehle ich eine komplette Garderobe aus Merinowolle. Die hat den Vorteil, dass sie selbst vollgeschwitzt nicht anfängt zu stinken, außerdem trocknet sie sehr schnell wieder.

 

Wasserflaschen oder Wassersäcke

Keine Frage, viel zu trinken ist wichtig, und gerade in südlicheren Ländern musst du mehr Wasser mit euch führen. Wenn es aber nach Norden geht, beispielsweise nach Skandinavien, dann wärst du schön blöd, literweise Wasser mit rumzufahren. Oben im Norden hat man den Vorteil, dass man aus fast jedem natürlichen Fließgewässer meist ungefiltert trinken kann. Und wenn man sich unsicher ist, gibt es praktische Flaschen mit eingebautem Filter. Musst du aber unbedingt mehr Wasser mitnehmen, rate ich zu einem extern am Koffer befestigten Wasserkanister, denn der nimmt kein Volumen innerhalb des Koffers ein.

 

Unnötig viele Vorräte

Willst du mal lachen? Ich verrate dir, wovon ich mich auf Tour hauptsächlich ernähre: Reis, aus dem ich mir mit einem Brühwürfel eine Suppe koche, oder Tortellini mit Fleisch- und Käsefüllung, die auch ohne Soße sehr gut schmecken. Das handhabe ich nicht so, weil ich keinen Bock auf leckeres oder frisches Essen habe. Nein, ich mache das so, weil es haltbare Lebensmittel sind, die schnell zubereitet sind und trotzdem nicht viel wiegen oder viel Platz wegnehmen. Und diesen Lebensmitteln ist es auch herzlich egal, wenn die Sonne im Sommer den Koffer aufheizt, sie verderben dadurch nicht. Frische Sachen nehme ich nie auf Vorrat mit, sondern hole sie mir lokal und bereite sie dann noch am selben Tag zu.

 

Schweres Werkzeug

Mein Lieblingsthema: Schweres Werkzeug! Denn besonders, wenn man noch nie in einem Land unterwegs war, möchte man sich für seine Tour auf alle Eventualitäten vorbereiten. Auch ich gehöre zu diesen Menschen. Wenn ich könnte, würde ich genug Material mitnehmen, um mit meinem Motorrad sogar die Apokalypse zu überstehen. Aber das muss man nicht. Jetzt nur mal von Europa gesprochen, gibt es auf diesem Kontinent keine Region, in der man komplett auf sich allein gestellt wäre und keine Hilfe rufen könnte. Die einzige Frage ist, wie lange diese Hilfe benötigt, aber sie wird kommen. Ein paar kleine, aber wichtige Gegenstände reichen als Bordwerkzeug völlig aus. Flüssigmetall, Pannenset und passendes Handwerkzeug. Panzerband und Leinen für das Zelt. Kleiner Kompressor mit Anschluss für die Batterie. Damit könnt ihr bereits 95% aller Pannen selbstständig beheben. Und für die übrigen 10% würdest du eh die Hilfe von Fachleuten und Spezialwerkzeug benötigen, beispielsweise bei einem Motorschaden.

Fehlerquelle 5 - Zu viel Planung und Vorbereitung

Eine Motorradreise ist auch immer ein Leben in der Lage, denn es wird immer etwas schiefgehen. Man sollte sich deswegen auf möglichst viele Eventualitäten vorbereiten, muss dann final aber auch bereit sein, sich auf das Unbekannte einzulassen, das man nicht planen und vorbereiten kann.

 

Mein Lieblingsbeispiel dafür ist meine erste Nordkaptour im Jahr 2020. So wie ich halt bin, habe ich diese Tour feingranular geplant, bin losgefahren und alles lief alles super. Auf halber Strecke erfahre ich plötzlich, dass ich meine Reise nach dem Besuch des Nordkaps nicht wie geplant durch Finnland fortsetzen kann, denn Finnland hatte seine Grenze zu Norwegen im Zuge der Corona-Pandemie geschlossen. Und damit war die zweite Hälfte der Reise plötzlich hinfällig.

 

Von daher: Bereite dich planerisch so gut es geht auf die Reise vor, baue die nötige Kondition auf, nimm die passende Ausrüstung mit - Und lass dich vom Rest überraschen!

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